Unsere Arbeit in den intensivpädagogischen Wohngruppen ist sozialpädagogisch ausgerichtet. In Anlehnung an Schmidt-Grunert (2003) verwenden wir im Sinne der klassischen Methodenlehre der Sozialarbeit sowohl die Soziale Einzelhilfe als auch die Soziale Gruppenarbeit1. Neben diesen klassischen Methoden verwenden wir im Alltag spezifische methodische Elemente (s. Abbildung).
1. Soziale Einzelhilfe
Die Soziale Einzelhilfe bezieht sich auf eine Person und richtet sich an dessen Erfordernissen, Problemlagen sowie Bedürfnissen aus. Besondere Bedeutung hat bei dieser Hilfeform die Beziehung zu der Person, die Hilfe benötigt. In unserer Wohngruppe bedeutet dies, dass die Kinder und Jugendlichen im Rahmen verschiedener Angebote gefördert und gefordert werden. Für die Realisierung der notwendigen Beziehung gibt es unter anderem bei uns in der Wohngruppe ein Kontakterziehersystem. Dies bedeutet, dass eine Erzieherin oder ein Erzieher vermehrt für ein bestimmtes Kind zuständig ist und dieses beispielsweise zu Freizeitaktivitäten oder Schulgesprächen begleitet.
2. Soziale Gruppenarbeit
Im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit wird mit einer Gruppe von Personen thematisch gearbeitet. Dies bedeutet für unsere Wohngruppe, dass gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen, beispielsweise in Form von Gruppenbesprechungen oder dem Kinderrat, verschiedene Themen besprochen werden. Darüberhinaus sollen damit unter anderem auch gegenseitiges Verständnis, gegenseitige Wertschätzung sowie gegenseitige Verantwortungsübernahme der Kinder und Jugendlichen gefördert werden.
a. Systemische Elemente
Die systemische Arbeitsweise sieht die Familie als System: somit handeln die einzelnen Familienmitglieder nicht nur für sich selbst. Vielmehr haben die Handlungen der einzelnen Familienmitglieder Auswirkungen auf die Handlungen der anderen Familienmitglieder, wodurch Wechselwirkungen zwischen allen Familienmitgliedern entstehen. Der Fokus in der systemischen Arbeitsweise liegt somit auf diesen Wechselwirkungen. Die Ziele unserer Arbeit liegen hier somit in der Förderung der Individualentwicklung eines jeden Familienmitgliedes, der Sozialisation aller Familienmitglieder sowie der Stärkung der intrafamiliären Beziehung. Weiterhin sind die wertschätzende Haltung, die Aktivierung sowie die Ressourcenorientierung zentrale Elemente in der systemischen Arbeitsweise. In unserer Arbeit in der Wohngruppe nutzen wir diese Prinzipien für die alltägliche Arbeit. Unser Ansinnen ist es hier, die Mitarbeit und Motivation der bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern zu fordern und zu fördern.
b. Konfrontationspädagogische Elemente
Die Basis für die Verwendung konfrontationspädagogischer Elemente bildet eine stabile Beziehung. Diese wurde bereits im Rahmen der sozialen Einzelhilfe erarbeitet. Der autoritäre Erziehungsstil findet im Zusammenhang mit den konfrontationspädagogischen Elementen Anwendung. Klare Grenzen dienen unter anderem der Förderung prosozialer Verhaltensweisen, der Förderung der Frustrationstoleranz, der Rollendistanz, der Empathie sowie eines moralischen Verständnisses. Bezogen auf unsere Wohngruppe bedeutet dies, dass wir den bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen deutliche Grenzen setzen sowie sie, nach Aufbau einer stabilen Beziehung, mit ihren problembehafteten Verhaltensweisen konfrontieren, um gemeinsam Lösungsstrategien zu erarbeiten.
c. Erlebnispädagogische und tierpädagogische Elemente
Die Erlebnispädagogik dient unter anderem der Förderung sozialer Kompetenzen. Weiterhin bietet sie die Möglichkeit, dass sowohl Kinder, Jugendliche als auch Eltern die Konsequenzen ihrer eigenen Verhaltensweisen real erleben. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten hinsichtlich des Verständnisses kurzfristiger und langfristiger Folgen des Handelns. Weiterhin können erlebnispädagogische Elemente helfen die Selbstsicht sowie den Selbstwert der Kinder und Jugendlichen zu stärken: durch aktives, eigenes Handeln erleben sie unmittelbaren Erfolg. Die Förderung von Frustrationstoleranz ist unter anderem durch das Erleben von Misserfolg möglich. In unserer Wohngruppe nutzen wir erlebnispädagogische Elemente, neben den genannten Punkten auch für die Stärkung des Gruppengefühls, die Förderung von Verantwortungsübernahme, Kommunikationsfähigkeit sowie gegenseitige Wertschätzung.
Darüberhinaus nutzen wir tierpädagogische Elemente in unserer Wohngruppe, um den Kindern und Jugendlichen den häufig eher schwierigen und durch Misstrauen geprägten Beziehungsaufbau zu erleichtern. Die Tiere helfen den Kindern und Jugendlichen eine wertfreie Beziehung aufzubauen.
d. Soziales Kompetenztraining
Das Soziale Kompetenztraining findet einmal jährlich statt. An diesem nehmen alle bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen sowie alle Mitarbeiter teil. Ziele sind neben der Stärkung des Gruppengefühls, das Erkennen eigener Ressourcen, der Ressourcen anderer sowie das Erkennen der Bedeutung dieser für die Gruppe. Weiterhin vermitteln wir den Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen, Wertschätzung der eigenen sowie der fremden Person und allgemeine Normen und Werte. Ein besonderes Anliegen ist das Trainieren von Konflikt- und Problemlösestrategien.
3. Elternarbeit
Die Elternarbeit dient der Einbeziehung der Eltern in das Leben ihres Kindes in der Wohngruppe. Ziele liegen unter anderem in der Förderung der Eltern-Kind-Beziehung sowie der Eltern-Kind-Interaktion. Weitere Informationen zur Elternarbeit sowie den verschiedenen Formen finden Sie hier.